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Feb 042013
 

Von Volks- und PopulärmusikDas neue Album "mit freundlichen Grüßen"

Neulich beim ziellosen Schaufensterbummeln in der Stadt habe ich es getan. Ich gestehe ich war schwach. All dieser von der Presse inszenierte Ärger, die ganze Aufregung wegen fehlender Zustimmungen und vor allem, meine Neugier haben mich in Versuchung geführt. Ja, ich habe das neue Heino Album gekauft!

Es war im Affekt, ich wollte doch nur mal schauen. Nur ein Knopfdruck in der Amazon App auf meinem Telefon und das Komplette Ding war gekauft. Es war ein Schnäppchen für nur 5 EUR (!) musste ich das Ding doch kaufen.

Aber Schluss nun mit den Rechtfertigungen, die sind nämlich gar nicht notwendig. Denn nach dem Kauf von Heinos „Mit freundlichen Grüßen“ ging es erst richtig los. Wie wahrscheinlich alle, die sich das Album (heimlich) gekauft haben, habe auch ich mit dem meiner Generation anhaftendem Stigma der Ironie in die Platte rein gehört („Ha,ha, Heino macht auf Rocker.“).

Was dann kam, war Schweigen meinerseits. Mir blieb das Lachen förmlich im Halse stecken.
Warum? Weil es funktioniert. Das was der King of Volksmusik da macht ist eine Art musikalische Kur für schwer erziehbare. Die originalgetreue Wiedergabe der Lieder mit dem heino-typischen Timbre und dem rollendem „R“ sind einfach nur ein Spiegel. Ein Spiegel der uns zeigt, dass all das, mit dem man sich Jahrelang versucht hat von „den Alten“ abzugrenzen (Gepiercte Nasen, Feuersprühende Winkelschneider oder schwarze Fingernägel) im Kern nichts weiter ist als alter Wein in neuen Schläuchen.


Hört doch selber einmal rein.

Das hat ja lange auch gut funktioniert. Kaum war die Gitarre elektrisch, ging das Genörgel der älteren Generation los. Worte wie „Cool“ oder „Hip“ wurde nur in Anführungszeichen gesprochen und auf inhaltliche Diskussionen wurde sich gar nicht erst eingelassen. Damit konnte man sich also abgrenzen. Zeigen, dass wir auch ein Identität haben und schon gar nichts von dem halten was „die“ falsche gemacht haben. Die alte Leier eben, Jugend will rebellieren.

Heino! Alter Hund, da  hast du es uns gezeigt

Jetzt kommt da der fast tot geglaubte und feuert eine volle Breitseite in die Rebellenherzen einer, zwei oder gar drei Generationen. Der lange gescholtenen Inbegriff  der deutschen Spießigkeit stellt sich einfach hin und schlägt uns mit unseren eigenen Waffen!?

Um mal zum Punkt zu kommen, was ich sagen will ist, dass uns Heino zeigt, dass das, was wir die ganze Zeit zur Abgrenzung genutzt haben eigentlich genau das gleiche ist. Ein bisschen andere Farbe dran und schon ist aus der hippen WG ein Reihenhaus geworden.

Das funktioniert bei fast allen Songs des Albums. Heino dreht bei „Junge“ von „die Ärzten“ den Spieß um und entzieht den Berlinern den Sarkasmus, in dem er es ernsthaft singt. Rammstein, Ooomph und Keimzeit sind textlich sowieso schon nah am Schlager und haben sich nur durch das Drumherum abgegrenzt. Die Songs der  Fantastischen Vier (MfG), Absolute Beginner (Liebeslied) und von Peter Fox (Haus am See) sind einfach nur Coverversionen. Stephan Remmlers (Vogel der Nacht) und „Ein Kompliment“ der Sportfreunde Stiller sind schon so offensichtlich Traditionell, dass es auf der Hand lag, diese Songs zu Covern.

Spießig x spießig = lustig

Richtig Ärgern wird Heino wahrscheinlich nur die „Altrocker“: Westernhagen, Grönemeyer und Nena. Diese haben doch noch gegen das Establishment gekämpft. Diese Veteranen der deutschen Rockmusik gelten aber heute selbst eher als entwicklungsressistent. Hier bleibt es spannend, ob man sich Werbewirksam in Szene setzt, schließlich verdient jeder an den verkauften Liedern.

Besonders lustig wäre es, wenn man zukünftig von einem der Lieder als Heino-eigenes Liedgut spricht (Vorschlag Rammsteins „Sonne“) und nur Insider sich erinnern, dass es eigentlich gar nicht von ihm ist. Also Hut ab Heino, du hast es mit diesem Album geschafft, Volks- und Popmusik näher zu bringen.

Einziger Wermutstropfen wird jedoch sein, dass es bei diesem Album nicht bleiben wird und die Florian Silbereisens, und Stefan Mross‘ dieser Welt sich bemüßigt fühlen auf den Zug auf zuspringen. So werden den Sommer hindurch wohl viele weitere quasi-Volkspop Alben voller alberner  Coverversionen kommen und der Vorstoß des Großmeisters wird im Apre-Ski und Ballermann-Sumpf versinken.

Wer es nun nicht erwarten kann, hier geht es zum Album bei  Amazon:

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