Das neue Album von Mastodon – „the Hunter“
Bevor es mit der besinnlichen Zeit los geht, sollte man es noch einmal richtig krachen lassen. Da trifft sich ganz gut, dass meine neuen Helden des Heavy Metal ein neues Album am Start haben. „The Hunter“ ist das nunmehr fünfte Studioalbum der amerikanischen Band und das erste Werk, das weder Konzeptalbum noch ein Element als Thema hat. Die vier Musiker aus Atlanta, lassen in diesem Album ihrem Spieltrieb freien lauf.
Ob der zusätzliche Euro für das Digipack inklusive DVD sich gelohnt hat, wird sich zeigen. Die CD ist auf jeden Fall hörenswert.
Hardrock ’n‘ Retroroll
Kaum auf den Abspielknopf gedrückt, wird man von melodiösen Gitarren-Riffs begrüßt, die allerdings auch aus den späten 80ern stammen könnten. Zusammen mit den polyphonen Doppelgitarren lässt „Black Tongue“ einen an alten Zeiten zurückdenken, als ein solches Stück noch als wirklich hart empfunden wurde.
Das folgende Stück „Curl of the Burl“ klingt eindeutig frischer. Ich würde mich auch amüsieren, wenn der Titel als Idiom in die englische Sprache eingehen würde („Curl of the Burl“ ~ „Kringel des Wurzellholzes“ oder eben „So ist das Leben“).
Doch ein Konzept-Album?
Die folgenden Stücke „Blasteroid“ und „Stargasm“ lassen einen kurz überlegen, ob es sich hier nicht um das nächste Themenalbum von Mastodon handelt. Diesmal mit dem allem rund um das Weltall. Ganz so ist es nicht, ein Blick ins Booklet zeigt, hier geht’s nicht um das Universum, sondern bloß um Wut und was man damit anfangen könnte („Blasteroid“), beziehungsweise was davon übrig bleibt („Stargasm“).
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Ein Add on des Albums ist auch die Augmented Reality Anwendung, die man nur mit dem Originalalbum online abrufen kann. AR ist zur Zeit ja in aller Munde aber eine solch schwache Umsetzung ist fast schon dreist. Nach großartigem downloaden einer speziellen Software. Ungeduldigem warten auf den Ladebalken. Schließlich ist es ein Bonus-Exklusiv-Content. Und am Ende kommt ein solch schwaches Overlay der Webcam dabei heraus.
Schaut euch da Video hier einmal an.
Es sieht aus wie ein Programm vom Ende der 90er Jahre, das bei der Plattenfirma noch in der Schublade lag oder habe ich den Sinn nicht verstanden?
Nach diesem schwachen Intermezzo, kommen wir nun zum meiner Meinung nach stärkstem Song des Albums.
Top-Song: „Octopuss has no Friends“
Auch wenn es in dem Lied nicht um unsere achtarmigen Freunde geht, ist „Octopuss has no Friends“ ein echter Hinhörer. Polyphone Gitarren, modulierter Gesang und die bekannten Rhythmenwechsel machen dieses Lied zu etwas besonderem. Mit weniger instrumentale Passagen als noch in den Vorgänger-Alben ist dieser Song eher ein Novum, trotzdem ist dies derzeit mein Favorit.
Krachend und eher MAstodon-klassisch, wenn man das so sagen kann, geht es in den folgenden Stück „All the heavy Lifting“ weiter. Wie es sich gehört, versteckt sich der Titeltrack „The Hunter“ in der Mitte des Albums. Anders als erwartet, ist dies eher ein midtempo Stück ohne verzerrte Gitarren. Es erinnert mich ein bisschen an Metallica-Stücke aus der „Black Album“ Zeit.
Im ruhigerem melodiöseren Stil geht es mit „Dry Bone Valley“ und „Thickening“ weiter durch das Album. Doch auch hier kommt es bei mehrmaligen hinhören zu mehr Tiefgang.
Aus dem Rahmen gefallen oder ihn gesprengt?
Das eindeutig ungewöhnlichste Stück des Albums ist „Creature Lives“. Mit einem über einminütigen Intro, das mit einem Space-Choord aufgelöst wird benötigt man schon etwas Durchhaltevermögen, um an den eigentlichen Song zu gelangen. Was einen dann erwartet ist eher 70er Jahre Progrock als Heavy Metal. Aber auch damit haben die Jungs um Gitarrist Brent Hinds schon Erfahrungen gemacht. Trotzdem scheint mir das Intro nicht zum Song passend. Eine schwere Geburt, wenn man so sagen möchte.
Wem das Album bis jetzt zu langsam, harmlos ist, kommt bei „Spectrelight“ voll auf seine Kosten. Mit starkem Drang nach vorne, rüttelt der Song alle wieder wach, die bei „Creature Lives“ müde geworden sind.
„Bedazzled Fingernails“ und der letzte Song „The Sparrow“, runden das Album und dessen Vielfalt noch einmal ab. Hat bei „Bedazzled Fingernails“ ein spaciger Teufel seine Finger im Spiel und lässt die Gitarren einen Lauf nach dem anderen hinlegen (erinnert an frühe „Korn“), lässt das eher ruhigere „The Sparrow“ das Album langsamer ausklingen. Erst hier kommen auch wieder längere Instrumentalpassagen zum Vorschein und entlässt den Hörer mit einer Lebensweisheit : „Pursue happiness with diligence“ (etwa „Verfolge fleißig Dein Glück“).
Fazit
Zwei Jahre nach „Crack the Skye“ haben Mastodon mit „The Hunter“ ein würdigen Nachfolger vorgelegt. Der Schritt weg von den verkopften Konzeptalben hin zu mehr Spiel- und Experimentierfreude ist ein guter gewesen. Auch wenn mir teilweise, die progressiven Elemente fehlen, fiel mir der Zugang zum Album auf jeden Fall leichter.
Leider kann ich immer noch nicht sagen, ob sich der extra Euro für die Special-Edition gelohnt hat, da ich außer dem schwachen AR-Experiment die DVD noch nicht angeschaut habe.
Wer möchte, kann Mastodon auch bald Live sehen. Im nächsten Jahr kommen die Musiker auf Tour mit derzeit vier Stopps in Deutschland.
Mastodon-Tourdaten 2012
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