Kurzreview meiner letzten CD-Anschaffungen.
Neulich wurde ich vom online CD-Händler meines Vertrauens wieder einmal auf eine Aktion aufmerksam gemacht. diese lautete ungefähr so:
>>Amazon empfiehlt: Drei CD’s für 15,- EUR Versandkostenfrei!<<
Da ich sowieso kurz vor meinem Urlaub stand und somit genug Zeit hatte mich mit so viel Musik auseinanderzusetzen habe ich natürlich zugeschlagen.
Unter den fast 4.000 Titeln finden sich neben vielen Klassikern (Guns n‘ Roses – Use Your Illusion II) und Best-of Alben (The Police – Greatest Hits) auch einige Perlen, wie Tom Waits – Swordfishtrombones. Ich jedoch habe mich für eine anderen Schwerpunkt entschieden. Die drei Alben, die ich mir in den Warenkorb gelegt habe, waren alle deutsch und nie in den Top-Ten. Es handelt sich um:
- Die Sterne – Das Weltall ist zu weit (2004)
- Tele – Wir brauchen nichts (2007)
- Muff Potter – Steady Fremdkörper (2007)
Hier nun also eine kurzer Bericht, ob sich der Kauf gelohnt hat.
Die Sterne – Das Weltall ist zu weit (2004)
Gekauft weil?
Die CD von „Die Sterne“ in meiner Sammlung noch gefehlt hat. Habe ohne vorheriges reinhören Sie also einfach mal in den Einkaufswagen gelegt.
Nach dem ersten Hören:
Typisch Sterne. Ein wenig mehr funky als andere Alben, zum Beispiel der Slap-Bass bei „Sie werden dafür bezahlen“.
Das eher in Midtempo gehaltene Album schlägt ein Brücke zwischen den verzerrten Gitarren von „Irres Licht“ und den melodiösen Orgelsound von „Räuber und Gedärm“. Für mich steht es dadurch für einen Wandel im Sound der Band.
Wie so häufig bei „Die Sterne“ lerne ich die Songs und Musik erst nach näherem und häufigeren hören kennen und lieben. Richtig gefallen tut das Album dann mit „Hier ist mein Standpunkt“ (ob Frank Spilker ebenso David Bowies „Heroes“ im Ohr gehabt hat, wie ich jetzt?) und dem zum Garagenpunk werdende „Hau drauf und hau ab“. Schließlich kommt dann doch der klassische „Die Sterne“-Sound durch höre „Hier kommt die Kaltfront“ und das im besten Stil der Hamburger Schule betitelten Song „Verstehen ist nicht dasselbe wie überstehen (aber auch schön)“.
Also was nun?
Alles in allem ein ist „Das Weltall ist zu weit“ ein solides Album der Hamburger Band. Meiner Meinung nach, zwar nicht die Platte, die ich als erstes nennen würde, wenn ich jemanden „Die Sterne“ nahe bringen möchte. Trotzdem bzw. gerade bei dem Preis von 5,- EUR kann man nur schwer etwas dagegen sagen.
muff potter – steady fremdkörper (2007)
Gekauft weil?
Ich bei meinem Bericht über das Thees Uhlmann Album/Konzert, darauf gestoßen bin, dass es mal eine Band mit dem Namen gab. Klar, gehört habe ich von „muff potter“ schon einmal aber zugehört habe ich wohl noch nicht.
Nach dem ersten zweiten dritten Hören:
Ja, ich gebe zu, das Album hat mir gefallen. Meine anfängliche Skepsis, dass ich mir hier eine Band mit frühpubertären Punkgehabe angelacht habe, hat sich glücklicherweise mehr als unbegründet erwiesen. Mal ehrlich, das Artwork des Albums lässt jemand unbedarften auch falsche Vermutungen anstellen.
Letztendlich hat sich „muff potter“ als eloquente Punkrockgruppe mit erstaunlichem Wortwitz herausgestellt.
Beispiel gefällig? „Deine Beine sind nicht mal so dick wie dem Typ da vorn sein Hals, und die daneben strampelt sich schlank für die Samstagabend Balz.“ (aus:“Das finkelmann’sche Lachen“).
Wie kann ich das nun verstehen?
Die CD von muff potter war eindeutig ein volltreffer. Klingt ein wenig nach erwachsen gewordene „Madsen“. So ein wenig wie Klassenkampf für Studenten mit mehr Parolen und weniger Pflastersteinen. Einziges und wahrscheinlich schlimmst mögliches Manko ist natürlich, dass sich die Jungs um Thorsten „Nagel“ Nagelschmidt vor knapp zwei Jahren aufgelöst haben. Aktuell bleibt eben dieser „Nagel“ als Autor erhalten. Ende 2010 erschien sein zweiter Roman. Seit Sven Regener schätze ich schreibende Musiker sehr (manchmal sogar mehr als deren Musik).
Also wer „muff potter“ noch nicht kennt – einfach mal rein hören und entdecken.
Tele – Wir brauchen nichts (2007)
Gekauft weil?
Ich seit dem 2007er Bundesvision Songcontest den Beitrag „Mario“ von Tele nicht mehr aus dem Kopf bekommen habe.
Nach dem ersten Hören?
Die Stimme von Frontman Francesco Wilking ist auf Dauer gewöhnungsbedürftig. Sein näseln erinnert ein bisschen an Til Schweiger. Aber auch hier ist das alles Gewöhnungssache. Schließlich hat Bob Dylan auch seinen Namen und nicht seine Stimme geändert und ist erfolgreich geworden.
Die Stimme erinnert auch ein wenig an Selig-Sänger Jan Plewka. Die Texte sind ebenfalls recht kopflastig, wie man schon an der Singleauskopplung „Mario“ erkennt. Das die Wahl-Berliner aber auch Spaß verstehen, sieht man im Stück „Suah Senielk Resnu“ eine Reprise des vorhergehenden Stückes „Unser kleines Haus“.
Was mache ich nun mit der Information?
In dieser Runde ist „Wir brauchen nichts“ die schwächste Scheibe. Was auch daran liegen mag, dass sie mich nicht direkt zum mitschwingen/-singen oder lauter machen veranlasst hat. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass ich nach mehrmaligen hören das Album zu schätzen lerne. Im Moment werde ich jedoch mich ein wenig mehr mit muff potter beschäftigen.
Hab ich was gelernt? – Mein Fazit:
Alles in allem muss ich sagen, dass sich die Anschaffung der drei CD’s gelohnt hat. Auch wenn „Die Sterne“ schon bessere Alben gemacht haben und ich mich mit „Tele“ noch nicht so anfreunden kann, habe ich mit „muff potter“ eine neue Band dadurch kennen gelernt. Leider nur eben zwei Jahre zu spät.
Hatte ich also mit der CD-Auswahl nur Glück oder lässt ein günstiger Preis über musikalische Unzulänglichkeiten hinwegsehen? Was denkt Ihr?
Welches der drei Alben wäre Euer Highlight?
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